Montag, 30. Januar 2012

Vorbereitungen?!?

Die Idee der Reise schwebte also in meinen Kopf, ließ mich nicht schlafen, ich konnte mich kaum auf irgendwas konzentrieren, schlief schreiend ein, wachte schreiend auf.. wie es nun mal ist.
Kurz nach Weihnachten war dann ein ganz großer Tag für den Fortschritt der Planung gekommen, ich wollte über das Wochenende zu meinen Eltern, die immer sehr erpicht auf den schnellen Abschluss meines Studiums waren, und ihnen erzählen, dass ich bald 3 Monate auf einem anderen Kontinent leben werde. Zunächst musste ich sie beruhigen, bevor ich irgendwas beichten könnte. Da Valium in Deutschland eher schwer zu kriegen ist, spannte ich meinen Bruder mit ein und wir kochten 3 Stunden lang ein japanisches 3-Gänge-Menü mit selbstkreierten, süßen Sushi als Dessert. Als die Drachen gesättigt waren und schläfrig von der puren Köstlichkeit sagte ich ihnen, dass ich mein Sommersemester mit einer Reise verschwenden werde und mir die USA anschauen will. Meiner Mom wurde sofort schlecht, mein Vater fands cool. Bin ich nochmal glimpflich davon gekommen. Also merket: Erst kochen, dann beichten!

Noch am Essenstisch kam eine entscheidende Frage: "Was machst du dann dort die ganze Zeit?" öhmmmm... ja... das hat mich ganz schön überrumpelt. Man rechnete mit einer ausgearbeiteten Reiseroute meinerseits. Die üblichen Tourisachen, wie Freiheitsstatue, Niagara-Falls oder Everglades? Eigentlich nicht so mein Fall. Ich will ja nicht die Dinge sehen, die ich aus dem Fernseher schon genug kenne. Ich will Menschen kennenlernen, Orte sehen, wo man als Tourist eher selten hinkommt. Also war meine Antwort recht einfach: "Keine Ahnung... ich flieg erstmal hin und dann seh ich mal, wohin es mich verschlägt." Klingt natürlich toll für die Eltern: Kind fliegt weit weg und weiß überhaupt nicht wo es dort im wilden und bösartigen Amerika mit seinen Straßengangs und freien Schusswaffenzugang schlafen wird. Ehrlich gesagt klingt es für mich auch nicht gerade beruhigend, aber irgendwie muss man ja mal was wagen.
Zusätzlich hat sich in den letzten Jahren herauskristallisiert, dass ich nun wirklich kein Organisationstalent bin. Soll ich schauen, wann eine Bahn fährt, vermassel ich das natürlich. Ständig vergesse ich Prüfungstermine (oder anders formuliert: ich lasse mich von Prüfungensterminen "überraschen") oder stelle meinen Wecker nicht... und wenn ich ihn stelle, mache ich ihn im Schlaf aus.

Damit war also meine Reisemethode ganz klar! Ich mach einfach worauf ich Lust habe und wenn ich weg will, dann schaff ich das schon irgendwie. Da ich niemanden gefunden habe, der mit mir auf einer Wellenlänge ist und mitkommen will, werde ich ganz allein reisen, was mir zwar eine Heidenangst macht, aber auch große Vorteile bringt und ich ganz ungezwungen reisen kann.
In den letzten Wochen habe ich einige Reisemethoden entwickelt:

Vorwärtskommen:
1. Greyhound: Diese Buslinie verkehrt durch die gesamte USA und fährt alle großen Städte an. Günstig ist sie auch noch, von New York nach Miami (1300 Meilen) nur 50 Dollar und eine Nacht in einem unbequemen Bus. Sie fahren mehrmals täglich und man kommt durch das ganze Land. Nachteil: da er so günstig ist, fahren auch dem entsprechende Leute mit. Ich habe einiges an Horrorgeschichten gelesen, aber mich dürfte das eher weniger stören.
2. Inlandsflug: In den USA eher günstig (LA-NYC 120 Dollar), aber bei weitem nicht die Art für mich zu reisen. Man sieht nichts und ist viel zu schnell am Ziel. Das werde ich maximal benutzen, wenn ich kurz vorm Rückflug bin und noch immer an der Westküste festhänge oder so.
3. Rideshares: Mitfahrgelegenheit von überall nach überall. Da die Benzinpreise in den USA nicht so hoch sind (danke Irakkrieg) auch sehr preiswert. Sie zu finden ist etwas schwieriger. Entweder an Blackboards im Hostel oder per craigslist.com. Eine geniale Internetseite, die in dem Land sehr sehr viel benutzt wird. Jede größere Stadt hat ihre eigene Seite, wo jeder seine Inserate hochstellen kann... angefangen von Mitfahrgelegenheiten über aufs-Haus-aufpassen im Urlaub bis hin zu der Suche nach der oder dem Richtigen fürs Leben und Lieben. Schade, dass wir in Deutschland so etwas nicht benutzen.
4. Trampen: In Deutschland eher selten aber geduldet, in den USA nicht gern gesehen und auch teilweise verboten. Dabei wäre es meine bevorzugte Reisemethode: man muss nicht zahlen, man lernt nette Leute kennen, man hört schöne Geschichten. Ich bin gespannt, ob ich zum trampen kommen, aber ich glaube das muss ich mir aus dem Kopf schlagen.

Unterkommen:
1. Hostels: In den USA nicht ganz billig (20-30 Dollar die Nacht), aber wohl die beste Methode, wenn man sich nach Gesellschaft Gleichgesinnter sehnt. Hier trifft man schnell auf Leute, mit denen man weggehen kann und vielleicht auch ein Stück mitreisen kann. Mit viel Glück findet man jemanden, der mit dem Auto unterwegs ist und einen mitnimmt. Da mir eh egal ist, wohin es geht hoffe ich da mal stark drauf.
2. Couchsurfing: Einer der großen Vorteile der Globalisierung: Man will näher zusammenrücken und Menschen aus anderen Ländern kennenlernen. Und wie würde das wohl einfacher gehen, als wenn man sie zu sich nach Hause einlädt und ihnen die Couch zum schlafen überlässt? Auf Couchsurfing.com kann man sich ein Profil erstellen und nach Leuten in der jeweiligen Stadt suchen, um sie zu fragen, ob sie einen für ein paar Nächte hosten wollen. Im Gegenzug unternimmt man etwas mit ihnen und lässt sich das Leben im Land zeigen. Eine tolle Methode das Leben kennenzulernen und schnell in Kontakt zu kommen. Leider sind große Städte  wie New York beliebte Ziele und somit schon früh ausgebucht. Zudem scheint es gerade in New York viele Schwule (vor allem 2m große durchtrainierte Schwarze oder 40-50jährige leicht dickliche Nudisten) zu geben, die Couchsurfing für ihre Zwecke ausnutzen.... "I´dont have a couch, but a large bed"
Ich habe etwas Angst...
3. Zelten: Ich habe mich entschlossen ein Zelt mitzunehmen. Dafür kaufe ich mir extra ein kleines mit gerade mal 980g Gewicht und geringen Packmaß. Ich glaube zwar nicht, dass ich es wirklich oft benutzen werde, aber sicher ist sicher. Lieber penn ich in einem Zelt als auf der Wiese zusammen mit Giftschlangen oder Bären.
4. Bekannte: Eigentlich kenn ich niemanden aus den USA. Aber ich bin seit Jahren in einem amerikanischen Plattnerforum angemeldet und vertraute auf die Gastfreundschaft, als ich ihnen meine Reisepläne erklärte und um Erfahrungsaustausch und ein Platz zum Schlafen bat. Seitdem bekomme ich aus allen Ecken des Landes Einladungen, doch ein paar Tage zu bleiben. Ich soll nach Virginia für eine einwöchige Bierverkostung von Mikrobrews (eher kleine Brauereien, die aufs Reinheitsgebot scheißen), in Seattle wurde ich für eine Plattnersession eingeladen, in Texas darf ich beim Werkzeugmachen zuschauen und beim Barbeque dabei sein, in Indiana soll ich mir zusammen mit der Familie eines Forummitgliedes die legendäre Indie500 mit anschauen. Außerdem kann ich noch ein paar Tage in San Diego verbringen. Ob ich diese unglaublich freundlichen Angebote wahrnehmen werde, weiß ich noch nicht, da ich sowas nicht fest einplanen will, doch sollte es mich in die Ecke verschlagen, werde ich auf jeden Fall vorbeischauen und hoffentlich nicht in alle Fettnäpfchen treten.


1 Kommentar:

  1. Wenn du Ausrüstungstipps oder sonstiges brauchst, bin ich dir gern behilflich ;)

    Bin schon sehr gespannt auf deine Berichte!

    Grüße,


    Patrick

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